Über Verantwortung, Design und das kleinste Glied der Kette.

5:30 Uhr morgens. 25 Knoten Wind, in Böen 35. Ich sitze auf der Badeplattform eines Segelbootes in einer vermeintlich geschützten Bucht.
Das Meer ist unruhig, das Boot schaukelt. Eine der Festmacherleinen an der Mooringtonne hat sich durchgescheuert – sauber, fast elegant, als wäre sie mit einem Messer durchtrennt.

Sie sah aus wie jede andere Leine. Nur eben günstiger. Der Eigner sagte: „War ein Schnäppchen.“
Und genau das war das Problem.

Beim Versuch, eine neue Leine einzufädeln, zieht der Wind an meinem Regenzeug, das Dingi schaukelt, und das Ganze wird zum Balanceakt zwischen Pragmatismus und Risiko.
Irgendwie gelingt es, die Verbindung wiederherzustellen. Doch kurz darauf löst sich der Schäkel, mit dem die Boje am Grund befestigt war – und wir treiben samt Mooringtonne davon.

Ein kleiner Moment, aber mit großer Symbolkraft.
Denn diese Situation steht sinnbildlich für vieles, was auch in der Gestaltung, im Handwerk und im Management passiert:
Wenn Qualität durch kurzfristige Ersparnis ersetzt wird, verliert am Ende immer jemand.

Als Designer sehe ich täglich, wie stark Entscheidungen über Materialien, Prozesse und Verantwortung miteinander verwoben sind.
Design ist eben nicht nur Form – es ist eine Haltung. Eine Entscheidung dafür, dass Dinge funktionieren, lange halten und für alle Beteiligten stimmig sind.
Wenn wir anfangen, das schwächste Glied der Kette zu ignorieren, wird irgendwann das ganze System instabil – ob auf See, im Produkt oder in einer Organisation.

Das Bild der gestrandeten Boje erinnert mich daran:
Gutes Design hält zusammen – auch dann, wenn’s stürmisch wird.

📸 Foto: Die Boje, später am Strand.

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