Wer sich zur Zeit mit dem privaten PKW in Berlin bewegt hat plötzlich viel Zeit. Zeit um die Staubablagerungen auf der Rückseite der Sonnenblenden zu inspizieren, ungestraft – weil ohne Fahrt voraus – das Smartphone bespielen oder auch um Kurzgeschichten aus den Buchstaben der umstehenden Fahrzeuge zu erdichten. Meine Geschichte vom gestrigen Tag „B UP D A WE GE H IN“ hat da allerdings kaum Aussichten auf Literaturpreise.
In Zukunft hat man dann sogar noch mehr Zeit, dann staut sich das Fahrzeug selbstständig durch die Gegend. Ein Spitzenmodell eine Automobilherstellers, dessen Logo mich immer an eine Doppelhochzeit erinnert, macht es vor. Beim Stop and Go kann man die Hände vom Lenkrad lassen, die Füße hochlegen und sich getrost auf die Automatik verlassen (Beidhändiger Popelmodus).
Bis zu 65 km/h, danach ist wieder der Fahrer gefragt. Wie dann der Übergang zwischen Fläzen auf den Polstern und aktivem Fahrzeug lenken stattfindet – darüber habe ich keine Informationen erhalten.
Ein schönes Feature – oder nicht?
Aus Sicht des Designers wird hier an den Symptomen herumgedoktert, wenn der Individual Verkehr kollabiert, dann machen wir Ihn komfortabler – suchen aber nicht nach Alternativen.
Die Entwicklung von Fahrzeugen die wahrscheinlich intelligenter sind als der Hund, der an dem im Stau stehenden Fahrzeug an den Reifen pullert, kostet Geld, bindet Ressourcen und löst dennoch keine Probleme.
Es sei denn die Technologie wird eingesetzt um Busse durch die Stadt fahren zu lassen, umweltfreundlich und Fahrplanmäßig. Oder auch Züge, dann bräuchte man keine Lokführer mehr…
Also keine Vorbehalte gegen technologischen Fortschritt – nur die Anwendung sollte manchmal überdacht werden!