Voll ist es in Berlin – die Tourismusbranche versammelt sich. Reiseziele, Reisekonzepte und Marketing Ideen – alles unter dem Funkturm. Segel-, Tauch-, Abenteuer, Senioren- und Kreuzfahrtreisen. Was es so alles gibt.
Was es nicht gibt: Designer Reisen! Also nicht Reisen wo ein Designer mitreist, einer eine Designersonnenbrille trägt oder der Reiseleiter in Designerjeans herumläuft.
Nein! Ziele die für den Designer interessant sind.
In Berlin: Technik Museum – klar. Für den Historischen Überblick. Weiter dann in die Huttenstraße, zum Gebäude der ehemaligen AEG Turbinenfabrik. Entworfen von Peter Behrens, der Mitbegründer des Werkbundes als künstlerischer Berater bei der AEG eingestellt wurde. Später verantwortlich für das komplette Corporate Design des explosionsartig wachsenden Konzerns. Sozusagen der Steve Jobs der Gründerzeit. Dem war er aber ein paar Bedeutungsschritte voraus.
Der Schriftzug „Dem Deutschen Volke“ am Reichstag entstammt auch seiner Feder. Von seinen Teekesseln hingegen werden es weniger in die Neuzeit geschafft haben.
Interessant, die „Deutsche Gasolin“ beauftragte Behrens mit der Gestaltung einer Zapfsäule. Man hatte 1927 (sic!) Befürchtungen der Verunstaltung der Umwelt bezichtigt zu werden wenn nicht der „Fachmann“ die Gestaltung übernimmt.
Auf den Spuren von Behrens geht die Designer Reise durch Deutschland weiter. Über Hannover wo das Continental Gebäude (heute Technologiezentrum) von Peter Behrens gezeichnet wurde. Weiter nach Düsseldorf. Dort werfen wir einen Blick auf die Front der Vodafone Hauptverwaltung – ebenfalls von ihm entworfen.
Die Reiseleitung verzichte auf den Ausflug nach St. Petersburg um die Deutsche Botschaft anzuschauen. Statt dessen Thema und Designer Wechsel, zum Möbeldesigner Michael Thonet. Der hantierte mit Dampf, siedenden Flüssigkeiten und – Holz. Der, wenn die Chronologie stimmt, hatte mit seinem 14ten Stuhlentwurf durschlagenden Erfolg. Den sogenannten Wiener Kaffeehausstuhl kennt wohl jeder. Mit der Produktion und der Firma verknüpft sind die Orte Boppard am Rhein, die Gumpendorfstraße in Wien. Koryčany in Tschechien – wegen der vielen Buchenwälder. Es folgten einige andere zusätzliche Standorte, die aber nach Spekulationen mit Staatsanleihen durch die Familienangehörigen – Michale Thonet war mittlerweile gestorben – nach dem ersten Weltkrieg aufgegeben bzw. verkauft werden mussten.
Designer-Reise wird bei Gelegenheit fortgesetzt.