Der Jahreswechsel steht vor der Tür.  Zeit für einen Rückblick. Getreu dem Motto: Was wir schon wieder vergessen haben oder: früher war alles besser, denn da gab es noch keine Wutmenschen oder:  bei S21 hätte man doch eigentlich eher auf eine neue Linie im Nahverkehr vermutet  und, oder: ölfressende Bakterien standen auf der Liste der zu entdeckenden Spezies.

Was früher war, erkennt man leicht in Spielfilmen, wenn dort die Twin-Towers zu sehen sind. Handelt es sich um einen alten Schinken,  und taucht bspw. der Palast der Republik auf, dann  ist es wahrscheinlich einPolizeiruf  110 aus dem Archiv der DEFA. Wenn dann noch jemand vor einem Röhrenmonitor sitzt, und so tut als ob das sein Arbeitsplatz wäre, dann kann man getrost von einem Historienschinken reden.

Was war noch anders?

Neugierde zum Beispiel! Die Suche nach neuem und Aufregendem war ein individuelles Ereignis mit unvorhersehbarem Ergebnis.

Heutzutage sucht man nicht mehr persönlich – der Wutmensch Googelt oder bingelt, das Ergebnis ist vorhersehbar – stammt doch auch meist aus einer Vorschlagsliste die eine Herde von Nerds programmiert hat.

Kunden, die  eine Pelzmütze suchten wie Sie, haben einen Garten-Häcksler gekauft…

Reisen!

Früher musste man auch noch reisen, um andere Orte zu sehen. Aus dem Grund hat sich die Bahn auch noch vor Jahren mit dem Abriss von Bahnhöfen sehr zurückgehalten.

Eine  Weltreise in  80 Tagen galt mal als Sensation. Nicht etwa, weil es „witterunsgbedingt“ (Übringens das Unwort des Jahres nach Meinung des Schreiberlings) oder auf  Grund von „Baumaßnahmen“ (zweiter Platz auf der Unwort-Liste) länger dauerte,  sondern weil es so schnell ging! Heutzutage reicht ein mittelprächtiges Netbook aus,  um sich ferne Länder und Städte vor das Auge zu holen. Google Streetview sei Dank. Unser Reise-Avatar – das kleine gelbe Männchen kann an mittlerweile fast jeden Ort der Welt gezogen werden. Einmal um die Welt in 80 Klicks ist kein Problem.

Also wozu noch Tante Ursula in Wisconsin besuchen? Der Zaun ist immer noch nicht gestrichen, sieht auch so aus als ob sie gar nicht da wäre…
Zugegeben – Tante Ursula ist erfunden. Der Zaun möglicherweise gestrichen oder das ganze Anwesen einer Shopping Mall gewichen.

Der kleine gelbe Avatar macht faul. Entdeckerlust kann man jetzt als Couchpotato vom Sofa frönen.  Nebenbei zieht die Realität an uns vorbei. Das kann dann zu Bildern wie diesem führen. Hatten wir ja schon weiter oben beschrieben.
Denn es findet kein Update statt. Die Welt festgefroren im Somme r2008/09, keine Veränderung, keine Entwicklung, kein Umbruch!

Also mein  Aufruf zum Jahresende, entgegen bisheriger anders lautender Meinung: verpixelt Hütten, Häuser und Paläste was das Zeug hält – bewahrt die Neugierde! (Was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern…)

Oder können sie sich vorstellen, was passiert, wenn der Trend so weiter geht? Zum Bespiel sich der Nubs Modelierer meldet wie folgt:  „Andere Designer, die hier einen 5mm Radius vorgesehen haben wählten eine Klavierlackoptik….“.

In dem Sinne – einen eigenbestimmten Tag!